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Ausblick auf zukünfige Therapieformen

In der Grundlagenforschung zum Thema Haarausfall geht es mit großen Schritten voran. So werden jedes Jahr mehrere Arbeiten in renommierten wissenschaftlichen Journalen wie u.a. CELL publiziert. 2002 zum Beispiel wurde an sogenannten Knock-Out-Mäusen gezeigt, dass der Signalstoff ß-Catenin unbedingt notwendig ist, um bei Mäuse-Embryos Haarfollikel als Organe anzulegen und später den Haarzyklus aufrecht zu erhalten. Der Weg von tierexperimentellen Erkenntnissen bis hin zum verschreibungsfähigen Medikament ist jedoch sehr weit, und niemand kann voraussagen, wann neue, auf fundierten wissenschaftlichen Daten basierende Behandlungsformen zur Verfügung stehen werden.

Finasterid für Frauen

Finasterid ist für Frauen weltweit nicht zugelassen und darf von Frauen aufgrund von möglichen Nebenwirkungen nicht eingenommen werden. Prof. Wolff schrieb zu diesem Thema bei Haarerkrankungen.de: "Bei älteren, postmenopausalen Frauen ab 50 Jahren wurde eine Unwirksamkeit von Finasterid beobachtet. Nicht studiert wurde bisher, ob Finasterid nicht doch bei jüngeren Frauen mit beginnendem Haarausfall wirksam sein könnte. Einige Haarexperten glauben an eine Wirksamkeit von Finasterid bei jüngeren Frauen. Die Substanz müsste dann immer zusammen mit einer sicheren Verhütung gegeben werden. Für fast alle Ärzte in Deutschland ist die wissenschaftliche Datenlage jedoch noch zu gering, um Finasterid bei Frauen einzusetzen. Bis eventuell weitere Berichte vorliegen, wird es individuelle Heilversuche mit Finasterid bei Frauen wohl nur vereinzelt in spezialisierten Sprechstunden an (Universitäts)-Hautkliniken geben."

Gentherapie

Die Möglichkeiten und Risiken einer Gentherapie für die Behandlung anlagebedingter Haarerkrankungen werden in der Presse des Öfteren diskutiert. Bereits seit mehreren Jahren werden tierexperimentelle Studien zur Erforschung der genetisch-therapeutischen Zugänglichkeit verschiedener Formen des Haarausfalls wie z.B. der Alopecia androgenetica oder der Alopecia areata durchgeführt. Derzeit gibt es verschiedene Ansätze, von denen wir einige beispielhaft vorstellen möchten.

Im Oktober 1999 wurde eine Studie publiziert, in der Mäusen mittels einem modifizierten Grippevirus Erbgut injiziert wurde, wodurch bereits nach 2 Wochen in den behandelten Arealen beginnendes Haarwachstum beobachtet werden konnte (J Clin Invest, 1999;104(7):855-864). Ronald G. Chrystal und sein Team von der Cornell Universität in New York schlossen daraus, dass das eingeschleuste Gen, welches in der Embryonalentwicklung von Tieren eine wichtige Rolle spielt, ruhende Haarfollikel zum Eintritt in die Anagenphase veranlassen kann. Dass dieses Verfahren allerdings nicht ganz harmlos ist, gab Prof. Ralf Paus in einem Bericht der Berliner Morgenpost zu bedenken. Das transferierte Gen, "Sonic Hedgehog" genannt, kann zur Entwicklung von Basalzellkarzinomen fähren, einer bestimmten Form von Hautkrebs.

In den vergangenen Jahren konnte nachgewiesen werden, dass Personen mit einer zumeist bereits kurz nach der Geburt zum Verlust der Körperhaare führenden Erberkrankung (Alopecia congenita universalis) eine Veränderung des sogenannten "Hairless Genes" aufweisen. Wissenschaftler schlossen daraus, dass dieses Gen von entscheidender Wichtigkeit für die Entwicklung der Behaarung des menschlichen Körpers sein müsse. Eine Anfang 2002 in der Fachzeitschrift "British Journal of Dermatology" veröffentlichte Arbeit (Hillmer et al., Br J Dermatol, April 1, 2002; 146(4): 601-608) beschäftigte sich daher mit der Rolle des "Hairless Gene" beim anlagebedingten Haarausfall (Alopecia androgenetica, AGA). Hierbei wurden Teile der Erbinformationen von Männern mit AGA sowie von Familien mit betroffenen Personen auf entsprechende "Mutationen" des "Hairless Genes" untersucht. Nach statistischer Auswertung der Ergebnisse kamen die Wissenschaftler jedoch zu dem Ergebniss, dass das "Hairless Gene" in der Entwicklung der AGA allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt.

Anfang und Ende 2008 konnten Arbeitsgruppen der Universitäten Düsseldorf und Bonn "Fahndungserfolge" vermelden. Auf der Suche nach den Genen, die den anlagebedingten Haarausfall verursachen, konnten mehrere "verdächtige" Stellen im menschlichen Erbgut identifiziert werden. Lesen Sie hierzu unsere Berichte in der Rubrik "Aktuelles" vom März und Oktober 2008.

Insgesamt handelt es sich bei den beschriebenen Ansätzen der Gentherapie noch um Zukunftsmusik. Wann mit dem Erscheinen marktfähiger Produkte zu rechnen ist, kann niemand genau vorhersagen. Prof. Wolff schrieb hierzu im Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall: "Die Gentechnologie sehe ich beim Thema Haarausfall noch nicht mal am Horizont."

Stammzelltechnologie

Über neue Entwicklungen aus der Forschung mit Haarfollikelstammzellen berichtete Prof. Dr. med. Rolf Hoffmann aus Freiburg auf der 11. Jahresversammlung der EHRS im Juli 2005 am Beispiel der Stammzelltechnologie. Seit vielen Jahren sei bekannt, dass Zellen der Haarwurzel (sog. dermale Papille) in der Lage sind, nach Zellkultur und Reinjektion in die Haut neue Haare wachsen zu lassen. Man nehme an, dass es sich um sog. adulte mesenchymale Stammzellen des Haares handelt, die Haarwuchs generell steuern. Bis vor wenigen Jahren war es nicht möglich, diese Zellen in Nährmedien zu züchten, welche frei von tierischen Bestandteilen waren. Firmen wie Aderans Research (USA) und Intercytex (England) sei es nun gelungen, solche Medien herzustellen und die Zellen unter "good medical practice" (GMP), also unter standardisierten Bedingungen, anzuzüchten. Eine erste Pilotstudie an 7 Männern zeigte verbessertes Haarwachstum bei 5 der mit diesen Zellen behandelten. Grössere Studien seien nun notwendig, um festzulegen, ob aus dieser Beobachtung eine allgemein wirksame Therapie abgeleitet werden kann.

Eigene Untersuchungen hätten gezeigt, so Prof. Hoffmann, dass Zellen in der direkten Nachbarschaft der Haarwurzel nach Injektion ein erheblich besseres Haarwachstum erzeugten und dass im Vergleich mit Zellen der dermalen Papille, dieser Haarwuchs auch länger andauerte. "Da diese Zellen die Haarwurzel tassenartig umscheiden, haben wir sie Tassenzellen genannt." Auch mit diesen Zellen stünden nun Studien zum Wirknachweis an. Für die Zukunft bleibe abzuwarten, welche Strategie, bzw. welche Zellart letztlich die besten Ergebnisse für den Patienten erzielt. Es sei abzusehen, so die Einschätzung von Prof. Hoffmann, dass sich zukünftig aus diesen Entwicklungen eine Therapie entwickeln lässt, welche nach heutigem Kenntnisstand wahrscheinlich wirkungsvoller sein wird als die etablierten Verfahren.

In der Rubrik Aktuelles wird Haarerkrankungen.de regelmäßig über neue Untersuchungsergebnisse bzw. neue Präparate informieren.

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