Für individuelle Informationen und Empfehlungen ist ein Besuch beim Hautarzt unerlässlich.
Der anlagebedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie, AGA) der Frau verläuft in den meisten Fällen nach dem von Ludwig beschrieben Mittelscheitelmuster (siehe Rubrik "Haarausfall"). Es kommt hier zu einer zumeist langsam fortschreitenden Ausdünnung der Haare im Oberkopfbereich (Parietalbereich), wie von Ihnen beschrieben. Anfangs findet sich meist nur eine Verbreiterung des Mittelscheitels, die langsam zunehmen kann und die Form eines sog. "Weihnachtsbaumes" einnimmt. Schreitet die AGA der Frau weiter fort, dünnt sich das Haarkleid am Oberkopf etwa Handflächengroß aus und die Kopfhaut wird immer stärker sichtbar. Meist bleibt ein vorderer Haarkranz erhalten, eine echte Glatze wie beim Mann entsteht fast nie. In ausgeprägten Fällen können jedoch auch die Seitenbereiche des behaarten Kopfes (Temporalbereiche) und der Vorderkopfbereich (Frontalbereich) mit betroffen sein. Der Bereich vom Nacken bis zum hinteren unteren Oberkopf (Occipitalbreich) bleibt jedoch immer von der AGA verschont. Manche Frauen können auch ein Bild entwickeln, wie bei der Glatzenbildung des Mannes mit zurückweichenden Haaransatz und Geheimratsecken. In diesen Fällen müssen noch andere Haarerkrankungen in Erwägung gezogen und ausgeschlossen werden.
Wichtig ist, die AGA von einem diffusen Haarausfall zu unterschieden. Hier sind alle Bereiche der behaarten Kopfhaut mehr oder weniger gleich stark betroffen. Eine AGA kann vorübergehend auch mit einem diffusen Haarwechsel (durch Eisenmangel, nach Operationen oder Infekten etc) zusammen auftreten. Eine Diagnose kann letztendlich nur von einer Hautärztin oder einem Hautarzt im Rahmen einer persönlichen Untersuchung und Befragung gestellt werden.
Dr. C. Kunte
Auch so früh kann sich bereits ein anlagebedingter Haarausfall manifestieren. Typisch ist eine Lichtung auf dem Oberkopf. Die Sexualhormone sind dabei meist normal! Sollte ein Dermatologe die Diagnose ""androgenetische Alopezie"" bestätigen, hätte ich keine Bedenken, Regaine 2% Lösung einzusetzen. Der Wirkstoff ist 2%iges Minoxidil.
Prof. Dr. Hans Wolff
Das von Ihnen beschriebene Haarlichtungsmuster kann eine Kombination aus einem männlichen und weiblichen Haarlichtungsmuster sein. Zur Diagnosesicherung sollten Sie sich jedoch bei einem Hautarzt vorstellen, da Diagnosen auf diesem Wege natürlich nicht möglich sind.
Dr. Christian Kunte
Stark erhöhter Haarausfall ist keine Vorraussetzung für die Ausbildung einer Haarlichtung. Bei manchen lichtet sich das Kopfhaar, obwohl kaum merklich Haare ausfallen, bei anderen fallen mehr als hundert Haare täglich aus und trotzdem entsteht keine Lichtung. Typisch für den anlagebedingten Haarausfall ist jedoch, dass es Phasen stärkeren Haarausfalls gibt, denen wiederum längere Phasen folgen, in denen kaum Haare ausfallen.
Prof. Dr. H. Wolff
Die Haarwurzeln wandeln sich nach vielen Jahren in bindegewebige Stränge um, aus diesen Resten können dann keine Haare mehr wachsen. Da dieser Prozess bei jedem in unterschiedlicher Zeit geschieht, lässt sich der Nachweis dieser nicht mehr reaktivierbaren Bindegewebsstränge nur durch eine Kopfhautbiopsie mit anschließender mikroskopischer Untersuchung bestätigen, was nur im Einzelfall sinnvoll ist. Ebenso individuell nicht vorhersehbar ist der Verlauf der androgenetischen Alopezie. Immer wieder kann es Phasen verstärkten Haarausfalls geben, der gefolgt von Jahren des Stillstands sein kann.
Dr. C. Kunte
Sie sprechen zwei Phänomene an, die manchmal gemeinsam, manchmal aber auch unabhängig voneinander auftreten können: 1. Haarausfall pro Tag und 2. eine sichtbare Haarausdünnung (androgenetische Alopezie oder anlagebedingter Haarausfall).
Zu 1.: Beim verstärkten Haarausfall handelt es sich im Grunde lediglich um einen Haarwechsel, da für jedes ausgefallene Haar ein neues aus der gleichen Wurzel nachwächst. Nicht wenige Menschen haben einen saisonal verstärkten Haarausfall (""Fellwechsler""), der sich aber regelmässig von selbst wieder reguliert.
Zu 2.: Die androgenetische Alopezie (anlagebedingter Haarausfall), also die sichtbare, typische Ausdünnung der Kopfhaardichte, wird manchmal von verstärktem Haarausfall begleitet, manchmal auch nicht. Therapeutisch kommen bei Frauen Estradiol-haltige Lösungen (z.B. Pantostin, Ell-Cranell alpha), systemische Antiandrogene (z.B. Neo-Eunomin, Diane 35) oder Minoxidil-haltige Lösungen (Regaine) zum Einsatz. Auf den saisonalen Haarwechsel haben diese Mittel nur anfangs (ca. 3-6 Monate) einen Einfluss. Für Männer gibt es nur zwei wirksame Mittel zur Verhinderung der männlichen Glatzenbildung (androgenetische Alopezie): 5% Minoxidillösung (Regaine) und Finasteridtabletten (Propecia). Alle anderen Mittel halte ich für weitgehend nutzlos!
Grundsätzlich kann ein Dermatologe feststellen, ob nur vorübergehend verstärkter Haarwechsel stattfindet (telogenes Effluvium) oder zusätzlich eine erblich-hormonelle Haarausdünnung (androgenetische Alopezie) vorliegt. Die Intensität des Haarausfalls lässt sich durch eine Haarwurzelanalyse (Trichogramm) objektivieren.
Nicht wenige Frauen haben vorübergehend verstärkten Haarwechsel, ohne dass es zu einer dauerhaften Haarausdünnung kommt.
Prof. Dr. H. Wolff
Die Haarzahl von rund 250 Haaren pro Quadratzentimeter ist für die Kopfhaut normal anzusehen. Nimmt man einen Durchmesser der haartragenden Kopfhaut von etwa 26 cm, so beträgt der Radius 13 cm. Die Haarzahl am Kopf variiert bei voll Behaarten je nach Haarfarbe zwischen 100.000 und 150.000. Geht man nicht von einer ovalen sondern runden Fläche aus, so kann die zu erwartende Haarzahl pro Quadratzentimeter nach der Formel x=r2p (Pi) berechnet werden. Die Haarzahl beträgt rechnerisch zwischen 190 und 280 Haaren. Die Variationsbreite ist wie zu erwarten und auch aus der Erfahrung heraus sehr hoch.
Dr. C. Kunte
Liegt bei Frauen ein relatives Übergewicht an männlichen Geschlechtshormonen vor, die absoluten Werte können dabei normal sein, können vermehrt Körperhaare, auch im Genitalbereich, wachsen. Im Extremfall können Haare auch an der Brust und im Bartbereich verstärkt auftreten. Diese Behaarung mit der Verteilung nach dem männlichen Behaarungsmuster nennt man Hirsutismus.Sind die männlichen Geschlechtshormone im Blut stark erhöht, können auch Vermännlichungserscheinungen wie männlicher Körperbau, tiefere Stimme etc. auftreten. Zu empfehlen ist das Aufsuchen Ihres Gynäkologen, der über eine Untersuchung Ihres Behaarungsmusters, einer genauen Befragung zum Monatszyklus und gegebenenfalls durch Laboruntersuchungen der Ursache auf die Spur kommen kann. Meist steckt hinter einer Veränderung des Behaarungsmusters am Körper und am Kopf nur eine Verschiebung der Hormonsituation, die im Laufe des Lebens normal ist.
Dr. C. Kunte
In sehr seltenen Fällen kann dies mal möglich sein. Die Regel ist dies jedoch nicht. In den allermeisten Fällen dünnen sich die Haare an den Geheimratsecken nur etwas aus. Der Haarverlust schreitet dann nicht weiter voran.
Dr. C. Kunte
Bekannt ist, dass die androgenetische Alopezie in Schüben verlaufen kann. Auch ich hatte schon mehrere Patienten in Betreuung, die in unbestimmtem Rhythmus stark Haare verloren haben. In dieser Zeit hat sich zumeist das klinische Bild der androgenetischen Alopezie deutlich verschlechtert. Bei Ihnen ist jedoch ungewöhnlich, dass der starke Haarverlust immer in die gleiche Jahreszeit fällt. Warum soll nicht auch ein über eine gewisse Zeit rhythmisch verstärkter Haarausfall möglich sein? Wie lange diese Schübe auftreten, wie häufig sie kommen und wie viele Haare dabei ausgehen können kann Ihnen sicher keiner beantworten. Grötete und schuppende Kopfhaut kann Teil der androgenetischen Alopezie sein.
Dr. C. Kunte