Behandlung von Haarausfall bei Frauen in spezialisierten Haarsprechstunden
12. September 2010 - Dr. Uwe Schwichtenberg
Am 28.7.2010 fand im Rahmen der Münchner Fortbildungswoche für Hautärzte (3200 Teilnehmer) ein Seminar zum Thema “Haarausfall der Frau in der Haarsprechstunde” statt. Die beiden erfahrenen Haarexperten Prof. Ralph Trüeb aus Zürich und Dr. Andreas Finner aus Berlin gingen dazu auf neueste Erkenntnisse zum Haarausfall der Frau und auf das Vorgehen in einer speziellen Haarsprechstunde ein.
Als erster Redner stellte Prof. Trüeb dar, welche Haarerkrankungen bei der Frau vorkommen. Häufig ist das diffuse Effluvium, welches auf einer Störung des Haarkreislaufes mit verstärktem Haarwechsel beruht. Hier kommen viele Ursachen in Frage, die oft Monate zurückliegen und sorgfältig abgeklärt sowie korrigiert werden müssen. Auch saisonal kann es zu einem vermehrten Ausgehen von Haaren kommen, seltener im Frühjahr und häufiger im Spätsommer. Als zusätzliche Behandlungsmaßnahme hat sich in einer wissenschafltichen Studie bei diffusem Haarausfall die Einnahme einer Kombination von Medizinalhefe, Aminosäuren und B-Vitaminen (Handelspräparat Pantovigar) wirksam gezeigt: Der Anteil von Haaren in der Wachstumsphase stieg. Das ebenfalls enthaltene Cystin, ein Hauptbestandteil der Haare, hat außerdem antioxidative Eigenschaften, die einer Haaralterung entgegenwirken können.
Der anlagebedingte Haarausfall der Frau geht mit einer allmählichen Lichtung im Scheitel- und Seitenbereich einher- ein Teil der Haare schrumpft und wird zu Flaumhaaren. Dies betrifft jedoch bei der Frau nie alle Haare, so dass keine vollständige Kahlheit auftritt. Wichtig sind ein Ausschluss von Hormonstörungen sowie eine rechtzeitige und dauerhafte Behandlung. Als zugelassene Medikamente stehen Kopfhautlösungen mit Minoxidil oder Alfatradiol zur Verfügung. Nimmt die Frau eine Pille ein, sollte ein geeignetes Präparat gewählt werden. Auch an die richtige Haarpflege, eine Behandlung von Kopfhautentzündungen und die seltener vorkommende Alopecia areata oder vernarbende Alopezien muss gedacht werden.
Im zweiten Teil des Seminars ging Dr. Finner auf die praktische Durchführung einer Haarsprechstunde ein. Zunächst sei hier ein ausführliches Gespräch über die Vorgeschichte und die Beschwerden erforderlich. Anschließend sollte eine gründliche Untersuchung von Haaren, Kopfhaut, Nägeln und übriger Haut erfolgen. Dies umfasst auch die Auflichtmikroskopie sowie den Zupftest. So können an verschiedenen Kopfarealen die Haarqualität, der Haardurchmesser, die Kopfhaut sowie die Aktivität des Haarausfalls beurteilt werden. Auch ein eventuelles Nachwachsen kann bereits erkannt werden. Oft sind Laboruntersuchungen notwendig, gelegentlich auch eine Gewebeprobe. Das traditionell durchgeführte Trichogramm (Zupfen von Haaren und Auszählen verschiedener Wachstumsphasen) kann durch ein modernes TrichoScan ersetzt werden. Dabei kann computergestützt nach Rasur eines kleinen Kopfhautareals der Anteil wachsender und ruhender Haare, die Prozentzahl kräftiger und dünner Haare sowie die Haardichte bestimmt werden.
Neuerdings ist auch eine einfache Bestimmung der Haardichte ohne Rasur mittels TrichoScan smart möglich. So können der Ausgangszustand und der Behandlungserfolg einer Therapie beurteilt werden, indem an derselben Kopfhautstelle gemessen wird. Damit kann auch bei Patientinnen in frühen Stadien einer Alopezie, wo auf großen Fotos wenig zu sehen ist, eine Aussage zum Verlauf nach einigen Monaten gemacht werden. So laesst sich die Motivation zur dauerhaften Behandlung steigern.
Abschließend ging Dr. Finner auf die Fortschritte der Haartransplantation bei Frauen ein. Die vom Hinterkopf entnommenen Transplantate werden einzeln in mikroskopisch kleine Schlitze gesetzt. In schweren Stadien des anlagebedingten Haarausfalls kann so dauerhaft eine sichtbare Verdichtung mittels tausender Haare erreicht werden. Im letzten Teil des Seminars wurden zahlreiche Fragen gestellt, auch zur Abrechnung der Leistungen. Dr. Finner erklärte, dass eine ausführliche Haarsprechstunde mit vertiefter Diagnostik und digitaler Erfolgskontrolle eine Selbstzahlerleistung ist, welche aber von den Patientinnen gern wahrgenommen wird.
Adressen von Hautärzten, die spezielle Haarsprechstunden anbieten, sind unter www.trichocare.de aufgelistet.
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