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Aktuelles zur Therapie der Alopecia areata, Teil 3: Kortison
1. Juli 2008 - Dr. Daniela Kunte, Dr. Christian Kunte

Die Wirkung von Kortison bei der Alopecia areata soll bei äußerlicher Anwendung auf einer örtlichen Immumodulation (Veränderung der Immunantwort), Immunsuppression (Schwächung des Immunsystems) und Verdrängung des entzündlichen Infiltrates (entzündliche Einlagerung in der Kopfhaut) beruhen. Bei systemischer (innerlicher) Applikation kommt es dementsprechend zu einer innerlichen, den gesamten Körper betreffenden Immunmodulation und -suppression.

Zur Therapie der Alopecia areata mit entweder äußerlichen oder innerlichen Kortisonanwendungen sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Vielzahl von Publikationen erschienen. Viele davon, insbesondere bei systemischer (innerlicher) Gabe, erzielten sehr gute Therapieerfolge. Die Nachteile der systemischen Kortikosteroidtherapie waren jedoch stets die nicht unerheblich vorhandenen Nebenwirkungen, aber auch das Wiederauftreten von kahlen Arealen nach Ausschleichen bzw. Absetzen der Behandlung. (Kurosawa M et al (2006) A comparison of the efficacy, relapse rate an side effects among three modalities of systemic corticosteroid therapy for alopecia areata. Dermatology 212:361-441. Und: Tosti A, Bellavista S, Jorizzo M (2006) Alopecia areata: A long term follow-up study of 191 patients. J Am Acad Dermatol 55:438-441.)

In einer Untersuchung mit äußerlichem Kortison in 2006 wurde bei 34 Patienten mit mäßiger bis schwerer Alopecia areata über 12 bzw. 24 Wochen entweder ein Kortison Schaum (Clobetasol Propionat 0,05%) oder ein Placebo-Schaum auf die Kopfhaut aufgebracht. Der Patient selbst diente als Kontrolle. Das bedeutet, dass entweder rechts mit dem echtem Schaum und links mit Placebo oder umgekehrt behandelt wurde. Ab der 13. Woche konnte der Patient entscheiden, welches Präparat weiter verwendet werden sollte. Die Studie war doppel-blind (weder Patient noch Arzt wussten, welches der beiden Präparate der echte Schaum ist) und randomisiert (die Verteilung nach rechts und links erfolgte nach dem Zufallsprinzip). Die Behandlung erfolgte zweimal täglich über fünf Tage in der Woche. 89% der Probanden entschieden sich für die Fortsetzung der Behandlung mit dem Clobetasol-Schaum und nur 11% der Probanden für die Fortsetzung der Behandlung mit dem Placebo-Schaum. 9% der Probanden zeigten ein über 75%iges Wiederwachstum der Haare, 20% der Probanden ein über 50%iges Wiederwachstum der Haare und 42% ein über 25%iges Wiederwachstum der Haare nach Anwendung des Clobetasol-Schaumes. Als Ergebnis der Studie wurde insbesondere darauf abgehoben, dass es sich hierbei um eine effektive, sichere und gut verträgliche äußerliche Therapie der Alopecia areata handelt. Nebenwirkungen traten nicht auf (Tosti A et al (2006) Efficacy and safety of a new clobetasol propionate 0.05% foam in alopecia areata: a randomized, double-blind placebo-controlled trial. JEADV 20:1243-1247).

In einer weiteren Untersuchung wurden 12 Kinder mit Alopecia areata mit einer gepulsten Hochdosis Kortisontherapie intravenös behandelt. Den Kindern wurden 5mg/kg Körpergewicht Methylprednisolon zweimal am Tag an drei aufeinanderfolgenden Tagen infundiert. Die Ärzte beobachteten in dieser Studie, dass im Rahmen der Therapie keine Nebenwirkungen aufgetraten und die hochdosierte Kortisontherapie auch kurzfristig wirksam war. Langfristig jedoch blieb nur in einem Fall ein gutes Ergebnis erhalten. Ein weiteres Ergebnis dieser Langzeitbeobachtung über sechs Jahre war, dass Patienten mit einer Alopecia areata, die vor Beginn der Pubertät auftrat, mit einer schlechteren Prognose behaftet sind als Erwachsene. (Hubiche T et al (2008) Poor long term outcome of severe alopecia areata in children treated with high dose pulse corticosteroid therapy. Br J Dermatol 158:1136-1137).

Eine Studie aus dem Jahre 2007 untersuchte eine „gepulste Hochdosistherapie“ an 139 erwachsenen Patienten. Diese erhielten jeweils 500mg Methylprednisolon intravenös an drei aufeinanderfolgenden Tagen. (Nakajima T et al (2007) Pulse corticosteroid therapy for alopecia areata: study of 139 patients. Dermatology 215: 320-324). Die Schlussfolgerung dieser Untersuchung war: Je kürzer die Bestandsdauer und je geringer die Ausprägung der Alopecia areata war, desto besser war der Erfolg der Behandlung. Zu dem gleichen Schluss kommen auch die Autoren Luggen und Hunziker in ihrem Bericht im „Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ („High-dose intravenous corticosteroid pulse therapy in alopecia areata: own experience compared with the literature“).

Als Stufentherapie kann somit gelten, dass zunächst äußerliches Kortison und DCP eingesetzt werden sollten. Wenn hierunter kein Therapieerfolg zu verzeichnen ist, kann ein Behandlungsversuch mit intravenösem Kortison in hoher Dosis vorgenommen werden.

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