Informationen zur Haarverdichtung unter Finasteridtherapie
17. Februar 2004 - Dr. Jens Meyer
Im Expertenrat zum anlagebedingten Haarausfall (AGA, Alopecia androgenetica, androgenetishe Alopezie) von Haarerkrankungen.de wurde zuletzt häufig zum Thema "Wiederwachstum von Haaren" während einer Therapie der AGA des Mannes mit Finasterid 1 mg/Tag (Handelspräparat Propecia) gefragt, weshalb wir diesen Aspekt im Folgenden etwas näher erläutern werden.
Im Rahmen der Ausbildung der Haarlichtung bei androgenetischer Alopezie werden die Haare zunächst immer dünner und feiner und das Haarwachstum bleibt dann schließlich aus, eine "Glatze" kann entstehen. Dieser "Miniaturisierungsprozess" wird in einer Graphik in der Rubrik "Erkrankungen&Behandlung" verdeutlicht. Der typische Verlauf der AGA ist in der Hamilton-Norwood-Skala dargestellt.
Unter einer Therapie mit 1 mg Finasterid/Tag stoppt der Haarausfall typischerweise nach etwa 4-6 Monaten. Die dann noch normal ausfallenden Haare werden wieder durch dickere und längere Haare ersetzt. Die Ergebnisse der 2- und 5-Jahresstudie zusammengefasst kann man voraussagen, dass nach 5 Jahren Einnahme von Finasterid 1 mg /Tag 90% der Anwender noch mindestens die selbe optische Haardichte haben wie vor 5 Jahren. Wenn keine Behandlung erfolgt (Plazebogruppe), haben nur etwa 25% der Männer nach 5 Jahren noch die selbe Haardichte. Eine Verstärkung der Haardichte war nach 5 Jahren bei 48% der Propecia-Anwender zu beobachten und bei nur 6% der Plazebo-Probanden. Was aber ist unter den Begriffen "Verstärkung der Haardichte", "Wiederwachtum von Haaren" oder "Zunahme der Haarzahl" zu verstehen, die in diesem Zusammenhang oft erwähnt werden? Prof. Wolff erläuterte dies im Expertenrat wie folgt:
"Jeder Haarfollikel kann derzeit durch eine Behandlung nur so lange in ein kräftiges Terminalhaar zurückverwandelt werden, wie er noch ein mittelkräftiges Haar bildet. Dort, wo die Haare kaum noch sichtbar sind, ist es für den Follikel wahrscheinlich zu spät. Die Stärke eines Kopfhaares ist Abbild des Haarfollikels unter der Kopfhaut. Wo also bei der androgenetischen Alopezie keine Haare mehr wachsen, sind auch keine Haarfollikel mehr da. Hier ist auch Finasterid nicht in der Lage, einen Haarfollikel neu entstehen zu lassen. Bei Männern mit Vollglatze (Stadium VI und VII der Hamilton-Norwood-Klassifikation) sind also die Haarfollikel bereits so stark geschrumpft, dass sie sich mit Finasterid nicht "wiederbeleben" lassen und die Glatze kahl bleibt. Allerdings kann in diesen Fällen das weitere Herunterwandern des Haarkranzes verhindert werden.
Neu- oder Wiederwachstum ist bei den Studien zur androgenetischen Alopezie so zu verstehen, dass verschmächtigte Haare (sog. Intermediär- oder Vellushaare) wieder als kräftige Terminal- oder zumindest als Intermediärhaare wachsen. Ursache hierfür ist, dass sich verkleinerte Haarfollikel unter dem Schutz von Finasterid (durch Wegnahme des DHT) wieder vergrössern konnten. Wenn in den Studien von der Erhöhung der Haarzahl gesprochen wird, meint man, dass die vorher für die fotografischen Messsysteme nicht sichtbaren Haare nach Therapie mit Finasterid kräftiger und damit sichtbar wurden."
2004 | |
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