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EHRS Berichte Teil1: Zum Wirkungsmechanismus von Minoxidil, diffuser Haarausfall
4. Oktober 2002 - Dr. Jens Meyer

Auf der diesjährigen Tagung der Europäischen Gesellschaft für Haarforschung (European Hair Research Society, EHRS) wurden zahlreiche Forschungsergebnisse von Arbeitsgruppen aus allen Teilen der Welt präsentiert, von denen wir Ihnen heute und in den kommenden Wochen einige interessante Beiträge vorstellen möchten.

Ein Bericht von Andrew Messenger vom Royal Hallamshire Hospital in Sheffield befasste sich mit der Wirkungsweise von Minoxidil zur Behandlung des anlagebedingten Haarausfalls (Handelspräparat Regaine), welche bisher noch nicht abschließend geklärt werden konnte. Minoxidil in Tablettenform findet seit vielen Jahren Verwendung in der Behandlung des Bluthochdruckes. Die dabei beobachtete "Nebenwirkung" einer Förderung des Haarwachstums kann bei der örtlichen Anwendung von Minoxidil als Lösung auf der Kopfhaut nun als "Hauptwirkung" zur Behandlung von Haarausfall genutzt werden.

Über den Wirkmechanismus der Haarwuchsförderung besteht weitgehend Unklarheit. Zunächst wurde eine Steigerung der Durchblutung an der Kopfhaut als Haupteffekt diskutiert. Ein Stoffwechselprodukt des Minoxidils könnte in diesem Zusammenhang durch eine Öffnung von Kalium-Kanälen in den Zellmembranen zu einer Erschlaffung der Muskulatur in den Blutgefäßen führen. Entsprechende Untersuchungen konnten diese Theorie bisher jedoch nicht beweisen. In Experimenten mit Zellkulturen wurden zahlreiche weitere Eigenschaften von Minoxidil nachgeweisen. Die Bedeutung dieser Effkte (z.B. Stimulation der Bildung von Prostaglandinen, des Vascular Endothelial Growth Factors (VEGF) und der DNA-Synthese sowie eine Hemmung des Enzyms Lysyl Hydroxylase) für das Haarwachstum blieb jedoch bisher ungeklärt.

Insgesamt lässt der relativ rasch eintretende Behandlungseffekt mit Minoxidil-Lösung vermuten, dass hierbei ruhende Haarfollikel zum Eintritt in die Wachstumsphase (Anagenphase) des Haarzyklus angeregt werden (siehe Rubrik Grundlagen). Der bisher ausbleibende Durchbruch in der Suche nach dem Wirkprinzip von Minoxidil könnte nach Ansicht von Dr. Messenger darin liegen, das die Anagenphase in den entsprechenden Laborversuchen bisher nicht ausreichend untersucht werden konnte.

Warum aber ist es wichtig, sich Gedanken über die Wirkungsweise eines Medikamentes zu machen, wo doch der eigentliche Therapieeffekt wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte? In diesem Zusammenhang wies Dr. Messenger darauf hin, dass genaue Einblicke in den Wirkmechanismus von Minoxidil helfen könnten, die normale Haarbiologie besser zu verstehen und Daten für die Entwicklung weiterer Medikamente zu erhalten.

In einem weiteren Beitrag berichtete eine koreanische Gruppe von Wissenschaftlern über Beobachtungen an Patienten mit diffusem Haarausfall, dem chronischen symptomatischen Telogeneffluvium (siehe Rubrik Diagnosen). Untersucht wurden 5 Patienten mit verstärktem Haarverlust nach fieberhaften Infektionen, 6 Patienten mit Haarausfall nach der Geburt eines Kindes und 3 Fälle anderer Ursachen. Diese Art des Haarverlustes stellt sich zumeist diffus dar, also gleichmäßig über weite Teile der Kopfhaut verteilt. Die Forscher fanden jedoch heraus, das in einem auffallend hohen Anteil vorrangig Haarfollikel der Regionen am vorderen Anteil der Kopfhaut betroffen waren. Obwohl im Rahmen der Studie nur eine kleine Gruppe von Personen untersucht werden konnte, ergaben sich somit erste Hinweise auf eine stärkere Empfindlichkeit der Haare in den vorderen Kopfanteilen gegenüber den möglichen Auslösern eines diffusen Haarausfalls.

Die Kurzberichte (Abstracts) zu diesen Themen in Englisch finden Sie auf der Website der EHRS

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